Category: Ton

Arcade Fire im Tempodrom

Wollte die ganze Zeit meinen Eindruck des Arcade Fire Konzertes letzten Dienstag zu Blog bringen und hatte es schon fast aufgegeben. Nun hat mich endlich der Ärger über eine Rezension dazu gebracht, doch noch was dazu zu sagen.

Den Artikel des Anstosses habe ich grade in der Zeit gesehen. Ich stimme mit der Autorin Nadine Lange überein, dass es ein bedeutendes Konzert war. Ich war da und habe geweint. Grade die erste Hälfte war fantastisch und hat mein Vertrauen in Live-Bands erneuert. Dass der Indierock (was für ein Schimpfwort) in der Krise ist, sehe ich auch, bin aber eher froh drüber. AF bilden da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Sie werden auf ihrem neuen Album grade da gut, wo sich eben keinen Indierock (wirklich ein schlimmes Wort) mehr machen. Das von der Rezensentin diskreditierte “Month of May” zeigt das aufs Beste. Es ist ein absolutes Highlight, und weist einen Weg heraus aus der schunkel- und klatschverliebten Indie-Studentenhölle. Die Kids von AF sind eins weiter auf “The Suburbs”.

Die wundervoll freigelegte Anatomie des Leidens, das die Rezensentin als lähmend besungene Eintönigkeit versteht, gibt AF eine neue Tiefe. Wie Jan Wigger vor eine Weile schrieb, ist “der Pomp, die Unmittelbarkeit, der Taumel, die orchestrale Wucht und der religiöse Wahn […] größtenteils dahin”. Und das ist nicht nur gut so, sondern macht Arcade Fire 2010 erst möglich, ja zu einer wirklich großen Band. “2009 / 2010 / wanna make a record how I felt then.” spricht für sich.

Das Abfeiern der Hits in der zweiten Hälfte des Konzertes war irgendwie ok, aber auch kalt (in dem Sinne wie man sich in einem überhitzten Club verlassen fühlen kann) und wenig ergreifend. Das Gefühl ähnelte dem, das ich habe, wenn ich manche Platten, die ich vor 10 Jahren dauernd zum Tanzen aufgelegt habe, jetzt höre. Ich weiß, dass das gute und ehemals sehr ergreifende Musik ist, aber es ist vorbei. “Wake Up” hätte man sich also von mir aus getrost schenken können. We are ready to go.

Joanna Newsom

Gestern gab Joanna Newsom ein Konzert im Admiralspalast in Berlin. Es war unheimlich voll und die feste Bestuhlung war nicht gerade ideal.

Im Vorfeld habe ich mich gefragt, warum mich die letzte Platte have one on me bisher nicht so richtig gepackt hat. Jetzt weiß ich es: Nichts gegen ihre Jungs, mit denen sie das letzte Album gemacht hat – aber es war doch ein auffälliger Kontrast zwischen den vielen neuen Arrangements und dem einem Stück des Vorgängeralbums Ys, welches von Van Dyke Parks arrangiert wurde. Das in Selbstreferenzen und shoegazigen Schleifen verharrende Moment der durchaus virtuosen Musik von Ryan Francesconi, der die Arrangements zu have one… geschrieben hat, passt zwar zu Joanna, tut ihr aber nicht unbedingt gut.

Live rückte dies zu meiner großen Freude in den Hintergrund und stellte in gewisser Weise eine neue Joanna vor. Ihr Gesang ist runder, perlender geworden. Die beiden Songs vom ersten Album waren kein alter Wein in neuen Schläuchen, sondern zeigten ihre Schönheit in neuem Licht. Dagegen kann auch ein etwas zu lautes Schlagzeug nicht das Geringste ausrichten.

Hannes Wader auf der Seite der Kritiker der Netzsperren

Seit mich eine weitere persönliche Politisierungswelle erwischt hat, habe ich mir vorgenommen einen Protestsongsampler (im weiteren Sinne) zum Thema Netzsperren zu machen. Dazu habe ich Hannes Wader über sein Label angeschrieben, um ihm vorzuschlagen, den im vorigen Post beschriebenen Song “Trotz alledem” neu aufzunehmen. Darauf habe ich die wahrscheinlich freundlichste Absage, die ich je bekommen habe, erhalten. Darin stand zu meiner Freude, dass ich den Song verwenden darf, Hannes Wader mich grüßt sowie folgendes:

Ungeachtet dessen, dass er Ihr Anliegen inhaltlich voll und ganz unterstützen kann, bittet er um Verständnis, dass er Ihnen den geäußerten Kooperationswunsch nicht erfüllen kann.

Wäre es nicht etwas fragwürdig von einem undefinierten “wir” zu sprechen, würde ich jetzt sagen: Schön, dass Hannes Wader an unserer Seite steht.

Es geht also nicht nur mir so

Erdbeerschnitzel zitiert in seinem Blog Pheek vom Label Archipel und man kann dem eigentlich nichts hinzufügen:

Please PLEASE PLEASE, I beg you, STOP making that shuffling sine click/ rim / conga, arpeggiated or equivalent à la minus.

und weiter:

Please delete all arpeggios from your worksheets in Ableton or other producing software.

Überhaupt wäre das mal eine ganz schön große Sache, wenn einfach keine einzige Software und Hardware Presets mitbringen würde. Ich glaube, Techno wäre spannender.

Die neue Notwist ist wie die alte:

Erst unbedeutend und dann so groß, dass man sich wundert, wie man das unbedeutend finden konnte.

a good band’s early end

There was also a new band called Hase drei steht auf und verlaesst den Raum, but it already died.

(a good band’s early end is a song of the hip young things.)

Mutige vor: CDR-Projekt

Die de:bug berichtet über die Veranstaltungsreihe CDR, die nach einer richtig guten Idee klingt. Eigene Tracks auf einer Website in einer Drop-Box werfen und dann im Club hören. Feedback garantiert.

Can im Deutschlandfunk

Auf Deutschlandfunk kam vor ein paar Wochen ein spannendes Feature über die Kölner Ur-Krautrocker CAN. Dies kann man jetzt auf der dradio-website in gekürzter Fassung herunterladen. Sehr empfehlenswert, das.

Dominique im Basso

Grade haben Dominique ihre neue Platte “more love now” im Basso (Kreuzberg) vorgestellt. Der Sound war Mist, man hat trotzdem gemerkt, warum das einfach eine große Band ist. Sehr empfehlenswert, das.

Am Ende wird alles gut

Wenn nach wahnsinnigem Regen und der unerträglichen Hit-Runde am Ende von Studentenparties einen die Füße noch in eine kleine Großstadtprovinztechnodisco tragen und um 6 Uhr Knights of the Jaguar läuft, weiß man, dass die Welt es gut mit einem gemeint hat.