Kulturpolitischer Salon: Nachlese

So, geschafft. Ich war (mit tapferer Begleitung) beim erstaunlich gut besuchten 12. Kulturpolitischen Salon in Leipzig.
Prof. Hannes Siegrist von der Uni Leipzig gab eine kurze Einführung in die Geschichte des Urheberrechts bzw. geistigen Eigentums. Dabei betonte er, wie Lawrence Lessig vor ein paar Tagen bei netzpolitik.org (zu Video 11 scrollen), dass das Urheberrecht als ein Werkzeug zur Förderung kultureller Produktion verstanden werden sollte.
In der anschließenden Posiumsdiskussion waren eigentlich nur die Ausführungen von Dr. Evelin Voß von der Verbraucherzentrale Sachsen durchweg begrüßenswert. Sie stellte unter anderem einen Rechtekatalog vor, der Verbraucherrechte in der digitalen Welt sicherstellen soll. Dazu gibt es eine Petition. Sie machte sich ebenfalls für die sog. Kulturflatrate stark, welche erwartungsgemäß vom Gema-Vorstandssprecher Prof. Jürgen Becker mit betont warnender Geste abgelehnt wurde. Nach dem Motto “da sollte man lieber die Finger davon lassen”. Ich hätte gerne gelacht. Den Einwand von Dr. Adriano Viganò, die Erfassung der zur Verteilung der Tantiemen nötigen Techniken sei ein Datenschutzproblem, muss man jedoch ernstnehmen.
Eigentlich interessant war jedoch nicht die Podiumsdisskussion, die einmal mehr verdeutlichte, dass es eine Genration gibt, die im digitalen Zeitalter lebt und eine andere, die davon in Zeitungen und Geschäftsberichten liest. Im anschließenden Salon hatte ich Gelegenheit mit Prof. Becker zu sprechen und Fragen zu stellen, die er auf dem Podium nicht beantworten mochte. Vorab sei gesagt, dass ich mich keineswegs negativ über die Gema geäußert habe. Wenn der Laden auch in der derzeitigen Form problematische Ideen hat, halte ich die Grundidee doch für sehr sinnvoll. Zur Frage, warum es nicht möglich, sei Werke unter Creative Commons Lizenzen (CC) bei der Gema anzumelden, bekam ich eine recht eigenwillige Antwort: Auch auf meine sehr erstaunte Nachfrage bekräftigte er, dass alles, was Creative Commons Lizenzen leisten würden, auch von der Gema angeboten würde. (zur Klarzustellung: Das ist schlichtweg falsch.) Auf meinen Hinweis auf die Möglichkeit, beispielsweise Bearbeitungen eigener Stücke zu erlauben, erhielt ich die verständnislose Rückfrage, warum ich das denn wollen sollte, das wäre doch verrückt. Solche Ideen sein eine “Idiotie”.
Mein Hinweis, dass der derzeitige Gema-podcast-Tarif aufgrund der extremen Einschränkungen (Songs dürfen nur zur Hälfte gespielt werden und in Anfang und Ende muss hinein moderiert werden) und des verhältnismäßig hohen Preises (30 € für 30 Songs im Monat) faktisch dieses neue und ausgesprochen interessante Medium für Privatnutzer und Musikfreunde unmöglich macht, fand kein Verständnis. (Um es wiederum klarzustellen: Eine Vergütung für Musik, die in Podcasts gespielt wird, halte ich für absolut angebracht – nur nicht unter den Bedingungen, die sich die Gema ausgedacht hat.) Obwohl die Gema etwa beim Online-Verkauf von Musik einen prozentualen Anteil des Verkaufspreises einkassiert, ist der Podcast-Tarif trotzdem auch für Anbieter ohne kommerzielle Ziele recht teuer. Dies sei laut Becker so, da jede Sendung von Musik kommerziell sei, ob damit nun eine Gewinnabsicht verbunden sei oder nicht. Diese Definition von kommerziell ist mir noch nicht untergekommen.

Insgesamt ein sehr höflicher, argumentationsresistenter Mensch. Was soll man dazu sagen? Ich, der Don Quijote? Wie auch immer. Zumindest ist der Kulturpolitsche Salon ein sehr begrüßenswertes Forum für eine lebhafte Diskussion einer interessierten Öffentlichkeit. Bei aller Engstirnigkeit der Gema kann ich mich darüber sehr freuen.

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[…] Martin war beim 12. Kulturpolitischen Salon in Leipzig, der sich diesmal um das Urheberrecht drehte. Eigentlich interessant war jedoch nicht die Podiumsdisskussion, die einmal mehr verdeutlichte, dass es eine Generation gibt, die im digitalen Zeitalter lebt und eine andere, die davon in Zeitungen und Geschäftsberichten liest. Im anschließenden Salon hatte ich Gelegenheit mit Prof. Becker zu sprechen und Fragen zu stellen, die er auf dem Podium nicht beantworten mochte. Vorab sei gesagt, dass ich mich keineswegs negativ über die Gema geäußert habe. Wenn der Laden auch in der derzeitigen Form problematische Ideen hat, halte ich die Grundidee doch für sehr sinnvoll. Zur Frage, warum es nicht möglich, sei Werke unter Creative Commons Lizenzen (CC) bei der Gema anzumelden, bekam ich eine recht eigenwillige Antwort: Auch auf meine sehr erstaunte Nachfrage bekräftigte er, dass alles, was Creative Commons Lizenzen leisten würden, auch von der Gema angeboten würde. (zur Klarzustellung: Das ist schlichtweg falsch.) Auf meinen Hinweis auf die Möglichkeit, beispielsweise Bearbeitungen eigener Stücke zu erlauben, erhielt ich die verständnislose Rückfrage, warum ich das denn wollen sollte, das wäre doch verrückt. Solche Ideen sein eine “Idiotie”. […]

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