Die Sache mit der Skrillex-Platte

In den 50ern war Rock’n’Roll Lärm und keine Musik. In den 60ern war Beat Lärm und keine Musik. Über die Jahre kommt immer wieder neuer Lärm dazu, der irgendwann durch demographische Verschiebung und diverse Wandlungen der Mode zu Musik, teils zu großer, legendärer, etc., Musik wird.

Als Mitdreißiger mit Plattensammlergeschmack (Die Marquee Moon von Television ist der Hammer!) bin ich regelmäßig von neuer Musik enttäuscht. Es gibt spannendes frisches Zeug, das es aus Spotify in mein Plattenregal schafft, aber die großen Überraschungen bleiben für mich meist aus. Manchmal klicke ich mich durch iTunes-Festival und bin schockiert, wie brav und vorhersehbar der offenbar populäre Kram so ist.

Neulich habe ich ein paar Freunden die neue Skrillex LP Recess angespielt und wir haben uns vor Fürchterlichkeit geschüttelt. Anlass war, dass ich einen Song (Stranger) vor ein paar Monaten aus dem Album herausgepickt und für tatsächlich irgendwie interessant erachtet hatte. Ich habe mich bei den anderen Songs kurz mitgeschüttelt, fand dann den Sound aber doch ehrlich faszinierend.

In den 2010ern war Skrillex Lärm und keine Musik. Lustig, wie man bei aller Kenntnis des Musters doch selbst in die Falle tappt. Ein gutes Zeichen, dass etwas tatsächlich Neuigkeitswert hat und alte Zöpfe abschneidet ist, wenn Mitdreißiger beschließen, dass – bei aller Liebe und Offenheit für Musik – dieser nervende Lärm nun wirklich furchtbar ist.

Vor ein paar Tagen lief mir die Doku Let’s Make a Spaceship über Skrillex letzte Tour über den Weg und ich fühlte mich bestätigt in meinem vagen Gefühl, dass da doch irgendwas dran sein muss an diesem Sound.

Skrillex ist für JamFM zu extrem und würde wohl selbst im meinem dauerbeschallten Späti im Haus als nervig empfunden. Wenn es mal wieder ein Konzert in Berlin oder erreichbarer Nähe gibt, gehe ich hin.

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